Makeski Goran
In der in jeder Hinsicht bunten und farbigen Welt der Pinselschwinger, völlig unpoetisch auch Maler genannt, lassen sie zwei konträre Spezies klar voneinander unterscheiden:
Diejenigen, die mit einer klaren Vorstellung, einem Plan zu Werke gehen und diesen dann über eine Reihe von Vorstudien und Skizzen in künstlerische Realität umzusetzen verstehen und jene Gruppe der intuitiv-spontanen Kreativen, die meist von einer heftigen Gefühlsaufwallung einfach darauf los zu malen beginnen und wo im Verlaufe dieses eruptiv-emotionalen Ausbruchs dann das Bildmotiv sich formt und Gestalt anzunehmen scheint.
Auf jeden Fall zur zweiten Gruppe gehört der 1964 in Skopje geborene Mazedonier Makeski Goran. Während der Phase seines künstlerischen Werdens war ihm sein Vater Jordan, ebenfalls Künstler, ein wertvoller Lehrer, Helfer und Berater. Sicher auch dann noch, als er längst zu der inneren Überzeugung gelangt war, darstellerisch auf eigenen Füßen zu stehen. Aber wann eigentlich könnte man als Künstler dies jemals wohl von sich behaupten, selbst wenn man das, was man landläufig den eigenen Stil nennt, längst gefunden zu haben glaubt?
Makeskis künstlerische Laufbahn ist von zahlreichen Studienaufenthalten rund um das Mittelmeer und die Küsten unseres europäischen Kontinents geprägt worden. Schaut man ganz genau auf seine Werke, in denen sein zur Farbe geronnenes Gefühl zum Betrachter spricht, wird man schnell seine persönliche Affinität zum Meer und seinen Küsten nachempfinden können. Auch hatte er bereits erfolgreiche Arbeitsaufenthalte, Studien und Workshops, z.B. bei Christine Zech in Münchenstein (Schweiz) sowie an der Costa Brava, bei Alvaro Castagnet, absolviert. Abgesehen von der Alpenrepublik, die auch seine Wahlheimat geworden ist, waren alle seine Studienorte auf die eine oder andere Weise mit dem Meer verbunden.
Sollte man Makeski bisher nur als abstrakt malenden Künstler wahrgenommen haben, so ist dies sicherlich zutreffend, wenngleich doch noch nicht hinreichend. Sollte ihn sein Gefühl in einem bestimmten Fall so leiten, dann können auch durchaus gegenständlich-naturalistische Sujets am Ende seines Schaffens stehen, wie z.B. das Aquarell „Sunset“ von 2014, oder die Acrylarbeit „Brandung“ aus dem gleichen Jahr. Makeski, der u.a. an der Costa Brava (Roses), bei Power of Earth im Solothurner Kunstmuseum und beim Swiss Art day in Münchenstein vertreten war, hat nun auch 2015 seinen Weg in die Berliner Galerie Dikmayer Berlin Mitte gefunden.
Bei Makeski ist es ganz offensichtlich, dass er sich in seinem abstrakten Oeuvre zu solchen Materialien wie verschiedene Sorten und Qualitäten von Papier und Pergament sowie zur Tusche besonders hingezogen fühlt, was den Gebrauch der Handwerksgegenstände betrifft, ohne natürlich die klassische Bespannung Leinewand völlig außen vor zu lassen. Aber dieses in hohem Maße bei ihm durchscheinende Verliebt sein in Papier und Tusche hat sicher auch den Grund, dass er als voll ausgebildeter Technischer Zeichner von Beginn an einen hervorragenden Zugang zu diesen Dingen hatte. Dies betrifft auch den Umgang mit besonders veredelten Papieroberflächen, die teilweise sogar schon Vintage-Qualität aufweisen.
Die Ausdruckskraft und Wirkung seiner Bilder konnte durch eine dezente und einfühlsame Spezial-Rahmung durch die Galerie Dikmayer Berlin Mitte noch gesteigert werden.
Nun aber zu der kaum mehr zurückzuhaltenden Kardinalfrage, wie und auf welche Weise können Makeski-Motive zu mir, dem Betrachter sprechen, welche Seite in mir wird dadurch berührt und welche Saiten dadurch zum Klingen gebracht? Stehe ich vor den fließenden, in sich verwobenen, ineinander sich verwindenden, verschränkten, aber sich ebenso wieder von sich zuweilen wegstoßenden Formen, dann tauche ich seltsam ergriffen und berührt ein, in eine Zauberwelt von sagenhaften Fabelwesen und verwunschenen Märchengestalten mit sich ständig wandelnden Gesichtern. Einerseits empfinde ich es als zuweilen längst vergessene Begegnung mit den Waldgeistern meiner Kindheit: Mit efeubekränzten Elfen, gutherzigen Feen, hinterlistigen Gnomen, verschlagenen Trollen und boshaften Zwergen. Andererseits habe ich ein Rendezvous mit gerade dem Meeresschaume entstiegener goldlockiger Nixen, Nymphen und Meerjungfrauen wie der schönen Thetis oder der geheimnisvollen kretischen Prinzessin Ariadne, Tochter des Königs Minos. Es ist das dunkle, ferne Reich des Poseidon und der Amphitrite. Doch bleibt es nicht bei diesen Harmlosigkeiten, denn das Meer ist voller verführerischer, zugleich aber auch rachelüsterner und Blut dürstender Sirenen, Medusen und Gorgonen, wie man sie z.B. in einem von Makeskis jüngsten Werken, dem „Triptychon“, zu erkennen glaubt.
Wehe dem, der diesen bizarren Gestalten der tiefseeischen Unterwelten zu nahe komme! Dem grollend finsteren Kynops vielleicht? Ungeliebter Bruder des gewaltigen Meeresgottes, im Zorn bei Patmos ins Meer gestoßen und seit dem die Wogen und Wellen zu fürchterlich tosenden Strudeln aufwirbelnd, die alles und jeden zu verschlingen drohen.
Ja, dieses sind die poetisch verinnerlichten Gemälde und Motive eines Makeski, der mit seinen webenden und bebenden Farbschwüngen wohlige Wärme und Heiterkeit, aber auch kaltes, entsetzliches Grauen über den Betrachter zu breiten vermag. Da kann es doch nur eines geben: Hinschauen und staunen über die Wunderwelten von Makeski Goran – Es lohnt sich, vor allem für alle junggebliebenen Tagträumer, denn die haben ja kein Alter.
Aktuell erfolgreich war der Künstler gerade mit insgesamt 8 verschieden formatigen und im Text beschriebenen Werken auf der 17. Internationalen Kunstmesse Berlin, präsentiert im Ausstellungszentrum Fischerinsel-Passagen der Galerie Dikmayer im Zentrum der deutschen Hauptstadt.
Dr. Bernd Gottberg, Kurator der Berliner Galerie Dikmayer